FOTOGRAFIEREN BEDEUTET „LEBENSLANGES SEHEN LERNEN“

Mit einer anfangs nicht wahr haben wollenden und in weiterer Folge zunächst ernüchternden Erkenntnis – die nicht unerheblichen Kosten betreffend - begann für mich noch in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts – genau genommen 1978 - das Erlebnis „analoge Fotografie“. Und es war ein ganz besonderes Erlebnis, da Fotografie zu dieser Zeit doch noch als etwas besonderer galt, als heutzutage, wo jedes Smartphone über ausgezeichnete Kameras verfügt.


Infiziert mit dem Fotovirus wurde ich von meinem Vater, der sich schon in den fünfziger Jahren eine kleine, heute würde man sagen „kompakte Systemkamera“ von Agfa-Gevaert zulegte, um zumindest zu Familienfesten oder bei diversen Ausflügen die eine oder andere Aufnahme zu machen, für die ich ihm heute noch dankbar bin. Mein ganzer Stolz hörte damals auf den Namen Nikon FE, hatte einen zweifärbigen Korpus aus mattem Aluminium und schwarzen Kunststoffteilen. Ihr Belichtungsmesser war mit einer schnellen Silziumfotodiode im Unterschied zu den sonst vielfach verwendeten CdS-Zellen (CadmiumSelen- Zellen) ausgestattet.


Damals mit einem 50mm/1:2 Standardobjektiv und unwesentlich später mit einem Telezoom (70-210mm Fremdobjektiv) ausgestattet, legte ich los, um meine ersten Aufnahmen in das respektlos „Kasten“ genannte Kameragehäuse zu bekommen. Nachdem ich die belichteten Filmrollen anschließend in einem Fotolabor entwickeln ließ, kam bei der Abholung der fertigen Fotos nicht selten die große Ernüchterung. Groß vor allem deswegen, weil sehr oft keine Möglichkeit bestand, Kontaktabzüge herstellen zu lassen, und man somit immer den gesamten Film auf Papier ausarbeiten lassen musste. Und das lief daher auch meistens auf eine finanzielle Ernüchterung hinaus, da auch für die unscharfen und/oder verwackelten Ausschussfotos doch die ganzen Entwicklungs- und Ausarbeitungskosten zu tragen waren. Aus diesem Grund überlegte ich mir seinerzeit mindestens zweimal, ob ich auf den Auslöser meiner Kamera drücken sollte oder besser doch nicht, um meine finanziellen Ressourcen zu schonen...


Mit der heute zur Verfügung stehenden digitalen Fotografie greift das genaue Gegenteil Raum: nämlich inflationäre Bilderfluten. Bei Kameras, die problemlos
zwischen 5 und 10 Bilder pro Sekunde oder sogar mehr verarbeiten und aufzeichnen können, haben sich die Schwierigkeiten und Herausforderungen verlagert. Jeder Fotograf muss heute der ungeheueren Masse an Bildern Herr werden, da diese ja gesichtet und aussortiert werden müssen, um einerseits mit der Ressource Speicherkapazität sparsam umzugehen und um andererseits auch einen Überblick bewahren zu können, unabhängig davon, ob die Bilder in einer Datenbank oder in einem Filesystem auf Verzeichnisebene abgelegt und verwaltet werden.


Ich persönlich bevorzuge die Bildverwaltung auf File- bzw.  Verzeichnisebene, da ich es nicht sonderlich prickelnd finde, einer Bilderdatenbank, die noch dazu meistens nicht auf einem „echten“ Serversystem läuft, ausgeliefert zu sein. Und ich sah schon viele Tränen von gestandenen oder auch selbsternannten Fotoprofis fließen, da keine oder nur eine, nicht überprüfte, aber dafür fehlerhafte Sicherung vorhanden war, die nicht funktionierte und somit auch keine Datenwiederherstellung durchzuführen war...